Engagement-Strategien sind in vielerlei Kontexten vorzufinden: Im öffentlichen Leben diskutiert die Zivilgesellschaft im Jahr 2023 die Engagementstrategie des Bundes, innerhalb der Caritas-Familie wird das Miteinander von Ehren- und Hauptamt, die sog. Co-Produktion, strategisch durchdacht und in beiden Prozessen wirken die Caritas-Konferenzen Deutschlands e.V. (CKD) - nach Abschluss ihres verbandlichen Grundlagenprozesses - als Akteurin mit. Der nachfolgende (Kurz-)Beitrag hat das Ziel, die Veränderungen im Engagementbereich hinsichtlich der Struktur von Ehrenamtlichen zu benennen und sodann zu überlegen, welche Folgen der für strategische Planungen haben.
Ehrenamtsformen im Wandel
Ehrenamtsformen sind im Wandel: Die Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes wird vielfach an zeitliche Prioritäten geknüpft. Kennt die Zivilgesellschaftsforschung bereits seit Jahren das sog. Neue Ehrenamt, ein zeitlich befristetes Engagement in einem Projekt , kommen kurzfristiges und lebenskontextuell-motiviertes Engagement als neue Engagementformen hinzu. Im sozialen Engagement stehen ad hoc-Einsätze für Geflüchtete an Bahnhöfen, ein (medizin-) studienbegleitendes Ehrenamt als Grüne Dame oder Grüner Herr für zeitlich befristetes Engagement. Auch der wiederkehrende Wunsch, koordinierende Formen von Engagement oder ehrenamtliches Campaigning in digitaler Form durchzuführen, sind ein sich nach der Pandemie verstetigender Wandel.
Engagement-Strategien
Den vielseitigen Beratungen im Kontext der Engagement-Strategie berücksichtigen sich wandelnde Engagementformen: Ein kurzfristiges, projektbezogenes und flexibles Engagement kann gelingen, wenn eine engagementfördernde Struktur als Unterstützung gewährleistet ist. Unter dieser werden vielfach Hauptamtliche verstanden, welche Zusammenkünfte organisieren, Förderungen einwerben und Innovationen koordinieren. Im sozialen Engagement ist zudem häufig zu beobachten, dass eine lebensbiographische Stabilität persönliche Voraussetzung ist, um mit den menschlichen Herausforderungen, denen im Engagement begegnet wird, umzugehen. Daher ist es ein politisches Ziel des CKD-Bundesverbands, in besonderer Weise auch die Ehrenamtsbereiche systemisch zu fördern, in denen sich Menschen ab der Lebensmitte engagieren (können).
Resümee: Flexibilität - das neue Kontinuum
Eine vordergründige Stabilität im Ehrenamt - eine gesicherte, engagementfördernde Struktur (Hauptamt) sowie konkrete Engagierte, die auf Jahre Aufgaben übernehmen und prägen -, ist vielerorts im Umbruch begriffen. Sowohl Engagierte, die ihre Zeit intrinsisch motiviert und gewinnbringend einsetzen möchten, als auch Projektvorhaben, die für ihre Innovationen und Wirksamkeiten zeitlich befristet gefördert werden, setzen eine wiederkehrende Flexibilität voraus. Eine kompetente Struktur (d.h. ehrenamtliche Leitungsgremien und hauptamtliche Unterstützung), die Flexibilität positiv begegnet und managen kann, als auch die Bereitschaft, im sozialen Engagement stets Neues zu erleben, sind eine neue Kontinuität. Kontinuierlich ist im sozialen Engagement auch die Freude, dem Menschen Zeit, Empathie und Aufmerksamkeit zu schenken.
Dr. Sebastian Kießig
Jahresbericht 2022 - 2023
CKD Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart e.V.
Stuttgart 2023
S.6-7