„Frau Maria“ im Einsatz
Als "Gutmensch" möchte die in der Flüchtlingsarbeit engagierte Ehrenamtliche Maria Appelsmeier nicht bezeichnet werden: "Bei dem, was ich mache, fühle ich mich nicht besonders großartig, sondern es macht mir einfach Freude", erklärt die 70-jährige Frau aus dem Eichstätter Stadtteil Wintershof. Doch sie findet es gut, dass die Caritas heuer in ihrer bundesweiten Jahreskampagne unter dem Motto "Sei gut, Mensch!" den in Verruf gebrachten Begriff in ein positives Licht rücken will. "Denn wer sich für Menschen anderer Kulturen einsetzt, der muss erst einmal gutgläubig und vorurteilsfrei auf sie zugehen, um sie richtig kennenzulernen", weiß sie aus eigener Erfahrung.
Startschuss "Maria Ward"
Startschuss für das Engagement von Maria Appelsmeier war die Eröffnung der früheren Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in der ehemaligen Realschule Maria Ward am Eichstätter Residenzplatz im Herbst 2014. "Zum einen sah ich die Not sowie die beeindruckende Hilfsbereitschaft vieler für die Geflüchteten, zum anderen aber auch die Gelegenheit, meine Tätigkeit als Lehrerin neu aufleben zu lassen", nennt sie zwei Gründe, weshalb sie aktiv wurde. Seitdem unterrichtet die 70-Jährige wöchentlich im Durchschnitt sechs bis sieben Stunden ehrenamtlich Asylbewerber in Deutsch. In Maria Ward tat sie dies zunächst in einer größeren und dann kleineren Gruppe von Menschen, die aus verschiedenen Ländern geflohen waren. Zweimal engagierte sie sich zudem in der Sommerschule der Initiative "Tun Starthilfe" an der Katholischen Universität, später noch für eine Gruppe in St. Walburg. Aus diesen Engagements erwuchsen persönliche Beziehungen, die dazu führten, dass sie sich bis heute auch privat um Asylbewerber kümmert: Zur Überbrückung unterrichtete die Ehrenamtliche die Mutter einer syrischen Familie, bis deren jüngstes Kind in den Kindergarten ging und sie selbst einen regulären Kurs beim Kolping-Bildungswerk beginnen konnte.
Mit zwei afghanischen Jugendlichen, die zunächst alleine nach Deutschland geflüchtet waren, hat Maria Appelsmeier bis heute Kontakt. "Die waren sehr fleißig, und ich konnte beiden auch Praktika vermitteln, aus denen sie inzwischen in Lehrstellen übernommen wurden". Mittlerweile konnten die Eltern dieser Familie, die in ihrer Heimat unter Gewalt und Verfolgung litt, nachziehen. "Die Mutter ist Analphabetin und lernt Lesen und dabei auch Deutsch, der Vater ist schon in der Lage, sich zu verständigen", freut sich die Ehrenamtliche über Fortschritte. In der Zeit des Kontaktverbots der Coronakrise blieb der Kontakt über E-Mail aufrechterhalten: Der Mann schrieb Bildergeschichten, die ihm seine Lehrerin korrigiert zurückschickte.
Miteinander bereichert
Maria Appelsmeier fühlt sich vom Miteinander mit den Geflüchteten in ihrem Leben bereichert. Beeindruckt ist sie vor allem von der Höflichkeit und dem Respekt, die ihr bis heute viele entgegenbringen: "Das zeigt sich nicht nur bei Einladungen zum Essen oder zum Tee, sondern auch dadurch, dass mich nahezu alle mit ‚Frau Maria‘ ansprechen."
Freilich gibt es bei ihrer freiwilligen Arbeit nicht nur Sonnenschein. Die Schicksale der Geflüchteten gehen der Ehrenamtlichen immer wieder unter die Haut. Bei besonderen Schwierigkeiten, zum Beispiel rechtlicher Art, wendet sie sich an die Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas, "die ich bereits seinerzeit in Maria Ward schätzen lernte". Die 70-jährige Frau möchte ihr Ehrenamt noch lange nicht an den Nagel hängen.