"Familie schaffen wir nur gemeinsam"
"Familie schaffen wir nur gemeinsam" - mit diesem Jahresthema macht die Caritas darauf aufmerksam, dass das Gelingen dieses Zusammenlebens nicht allein Aufgabe der Familie sein darf. Auch wenn zum Beispiel Pflege und Erziehung der Kinder das grundgesetzlich geschützte Recht - und die Pflicht - der Eltern sind, so brauchen doch viele Familien angesichts der gewachsenen Herausforderungen solidarische Hilfe und gesellschaftliche Unterstützung, damit sie die Aufgabe auch wirklich wahrnehmen können. Daneben sind heute zusätzliche öffentliche Angebote, wie zum Beispiel die Bildung, Betreuung und Erziehung in den Tageseinrichtungen für Kinder oder die Offenen Ganztagsschulen, selbstverständliche Bestandteile der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen. Das gilt in vergleichbarer Weise auch dann, wenn Familien die Verantwortung für die Pflege älterer Angehöriger oder die Sorge für einen Menschen mit Behinderung übernehmen.
"Familie schaffen wir nur gemeinsam" - unter diesem Slogan nimmt das Jahresthema die vielfältigen Hilfestellungen und Dienstleistungen in den Blick, die die Caritas zur Unterstützung von Familien anbietet. Zentrales Prinzip bleibt es dabei für die Caritas, die eigenständigen Ressourcen und Kompetenzen der Familien zu stärken und auszubauen, und nicht, sie zu ersetzen. Dies gilt für die differenzierten Angebote der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe wie im Bereich der Pflege oder auch für die familienunterstützenden Dienste in der Behindertenhilfe. Gerade wenn man einen solchen Arbeitsansatz verfolgt, ist es allerdings notwendig, Überlastungsanzeigen frühzeitig zu erkennen und präventiv Unterstützung anzubieten, bevor sich Problemanzeigen verdichten oder Chancen zur Hilfestellung verpasst werden. Eine solche frühzeitige Intervention stellen zum Beispiel die Angebote der Frühen Hilfen dar, die in vielen caritativen Verbänden in den letzten Jahren entstanden sind. Gerade wenn es um präventive Hilfestellungen geht, müssen die Angebote für die Betroffenen ohne große Umwege und Zugangsbarrieren erreichbar sein, dies erfordert eine gute Vernetzung im Sozialraum. Diesen Herausforderungen haben sich die Dienste und Angebote der Caritas in den letzten Jahren in einer Vielzahl von entsprechenden Entwicklungsprozessen gestellt.
"Familie schaffen wir nur gemeinsam" - diese Feststellung lenkt den Blick aber auch auf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung dafür, dass Familien ihren Aufgaben unter den heutigen Herausforderungen nachkommen können. Aus sozialpolitischer Perspektive wird die Caritas daher mit ihrem Jahresthema die politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen befragen, ob sie dieser Verantwortung gerecht werden und für angemessene Rahmenbedingungen für Familien Sorge tragen. Zu diesen Rahmenbedingungen gehört die notwendige Refinanzierung der familienunterstützenden Leistungen der Caritas und der gesamten Wohlfahrtspflege. Daher kann die Caritas in NRW zum Beispiel mit der Kürzung der Zuwendungen für den Bereich der Familienpflege nicht einverstanden sein. Genauso kritisch wird die Caritas den weiteren Ausbau der Betreuung der unter dreijährigen Kinder in Nordrhein-Westfalen begleiten. Hier darf es nicht nur um Betreuung, egal zu welchem Standard, gehen, sondern im Sinne der Kinder ist die Tageseinrichtung gerade für unter dreijährige eine wichtige Möglichkeit, Beeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen und Bildungsbenachteiligung abzubauen. Unsere Fragen betreffen dabei nicht nur das Land, sondern alle staatlichen Ebenen sind hier in der Pflicht. Gerade die Kommunen haben im Rahmen der Daseinsvorsorge eine besondere Verpflichtung und dürfen sich nicht mit Verweis auf das Konnexitätsprinzip aus der Verantwortung stehlen.