"Dinner for two" im Caritas-Altenheim
Eine freundlich lächelnde Mitarbeiterin steht an der Tür und begleitet die Gäste zu den kleinen Zweiertischen; geschmackvolles Dekor mit Kerzenlicht, Aperitif zur Begrüßung und ein Drei-Gänge-Menü mit fünf Hauptgerichten zur Auswahl - man könnte meinen, man sei in einem Sternerestaurant. Das Caritas-Alten- und Pflegeheim Geschwister-Lechner-Haus in Vilsbiburg möchte mit dem "Dinner for two" genau dieses Ambiente liefern. Regionale Produkte und erstklassige Küche gehören hier zum Selbstverständnis. "Unsere Bewohner sollen die Möglichkeit bekommen, einen Freund oder eine Bekannte zum stilvollen Essen ins Haus einzuladen", sagt Heimleiter Stephan Priller.
Ein hektischer Blick auf die Uhr. Es ist kurz vor sechs. Stephan Priller macht sich Sorgen, dass Heimbewohner zu spät kommen könnten. Doch allmählich treffen die Gäste des Abends ein. Mit Rollatoren, von Stöcken oder von ihrer Begleitung gestützt, betreten die Bewohnerinnen und Bewohner den schön geschmückten Speisesaal. "Das ist ein Hugo, ein Prosecco mit Holunder-Sirup", erklärt Küchenchef Andreas Fischer. Er und das Küchenteam begrüßen die Gäste mit diesem Aperitif und weisen ihnen den reservierten Tisch zu.
Normalerweise ist der Speisesaal im Vilsbiburger Caritas-Heim sehr gut gefüllt. An Vierertischen finden knapp 45 Mittagsgäste (von insgesamt 90 Heimbewohnern) Platz. Doch heute ist alles anders. An diesem besonderen Abend sitzen 21 Heimbewohner mit je einem Gast an einem Tisch. Die Idee dahinter ist relativ einfach. "Heute ist mal ein Tag, Danke zu sagen. Unsere Heimbewohner haben so viele Menschen, die ihnen in ihrem Leben geholfen haben. Da gibt es einen Ehemann, Sohn, eine Tochter oder auch eine Kollegin, bei der sich der Heimbewohner bedanken möchte", so Heimleiter Stephan Priller. Da die meisten Heimbewohner nicht mehr so gut zu Fuß sind, können sie ihre Lieben nicht mehr zum Essen in die Stadt ausführen. Deshalb bietet das Alten- und Pflegeheim seinen Bewohnern die Möglichkeit an, diesen Restaurantabend in der eigenen gewohnten Umgebung zu verbringen.
Eine ältere Dame hat ihren Sohn zum Dinner eingeladen. "Ich wollte mich einfach bei meinem Sohn bedanken. Er fährt mich immer zum Doktor oder auch mal zum Grab meines Mannes. Dafür muss man auch mal Danke sagen können", sagt sie mit einem Lächeln. Und es ist ein richtig reichhaltiges und köstliches Dankeschön: Neben einer Suppe als Vorspeise und einem Früchteteller mit Vanilleeis und Nougatknödel zur Nachspeise kann jeder Gast aus fünf Hauptgerichten wählen. Von der Entenbrust, über den Hirschbraten bis hin zum Klassiker Schnitzel mit hausgemachtem Kartoffelsalat kann man frei wählen. Das Team um Küchenchef Andreas Fischer hatte durch das größere Angebot auch ein wenig mehr Aufwand, aber dem Koch ist es das wert: "Unsere Bewohner fühlten sich heute wie in einem teuren Restaurant. Das ist für sie ein besonderes Erlebnis, von dem sie noch lange zehren werden", sagt Fischer.
Andreas Fischer war es auch, der die Idee zu diesem Dinner hatte. Er machte von 2010 bis 2012 eine Weiterbildung zum Heimkoch und musste als Abschlussarbeit ein Konzept für frisches Essen für alte und pflegebedürftige Menschen entwickeln. Schlussendlich kam er auf den Gedanken, ein Dinner im Kerzenschein und gemütlicher Atmosphäre im Altenheim zu organisieren. Heimleiter Priller und das gesamte Heimpersonal waren von Anfang an von der Idee begeistert. Mittlerweile hat das "Dinner for two" im Frühjahr und im Herbst einen festen Platz im Terminkalender des Altenheims. Die Fachkräfte aus Küche und Pflege wissen ganz genau, was zu tun ist und die Bewohner spüren das auch. "Das ist heute ein wunderbarer Abend", sagt eine ältere Dame begeistert. Sie ist von ihrer besten Freundin und ehemaligen Arbeitskollegin eingeladen worden. Beide freuen sich über diesen außergewöhnlichen Abend mit gutem Essen und guten Gesprächen.