Der Caritasverband Worms setzt auf besondere Wohnformen für Demenzkranke
Eine würdige Perspektive für einen schwierigen Lebensbereich: Das will der Caritasverband Worms an Demenz erkrankten Menschen ermöglichen. Ob in seinen bereits bestehenden Einrichtungen in Worms und Mörstadt oder in den ganz neuen Wohngemeinschaften in Worms-Pfeddersheim - immer greift der Grundsatz "Im Mittelpunkt der Mensch".
Leise rascheln Gräser, ein Schmetterling lässt sich auf einem Sommerflieder nieder. Genüsslich badet eine Amsel in dem flachen Wasserbecken, in das der kleine Bachlauf plätschernd mündet. Ein Windspiel schickt ruhige Töne über das Gelände, es riecht nach Lavendel, Rosmarin und Pfefferminze. Kies knirscht unter Maria Weinerts (Name geändert) Füßen, als sie sich nach einem Löwenzahn bückt. Die 87-Jährige geht den Weg langsam. Immer wieder dreht sie ihre Runden durch den "Garten der Sinne" am neuesten Haus des Caritasverbands Worms. Er ist nur ein Baustein von vielen, die den ehemaligen "Pfeddersheimer Hof" zu einem Zuhause macht, das sich speziell an dementiell veränderte Menschen richtet. Vom Raumkonzept über die farbliche Gestaltung der individuell eingerichteten Zimmer bis zur Alltagsbegleitung, die bedarfsgerecht unterstützt: "Die Menschen mit Demenz sollen hier insbesondere davon profitieren, dass sie in der Gemeinschaft so selbstbestimmt wie möglich leben können und dennoch Betreuung und Schutz erfahren", sagt Caritasdirektor Lars Diemer. "Das Haus soll ein Zuhause ohne zeitliche Befristung sein."
Angehörige und enge Bezugspersonen werden beteiligt
Dass die Lebensform der Wohngemeinschaft eine würdige Perspektive fürs Altwerden ist, davon ist der Caritasverband Worms überzeugt: Mit den Häusern St. Martha (Mörstadt), St. Sebastian (Worms-Abenheim) sowie St. Josef und St. Nikolaus (beide Worms) hat er bereits seit 2007 Angebote speziell für Demenzkranke. Für viele Seniorinnen und Senioren seien die eigenen vier Wände, eingerichtet mit möglichst vielen liebgewonnen Möbelstücken und Erinnerungsbrücken, ein wichtiger Fixpunkt. In Wohngemeinschaften könne zudem auf die Vorlieben und Interessen der älteren Menschen sehr gut eingegangen werden. "Wir bieten hier selbstverständlich auch eine kompetente Pflege durch unseren ambulanten Dienst, die Sozialstation St. Lioba, an", erklärt Caritasdirektor Diemer. Allerdings stehe sie nicht im Vordergrund. Es gehe um Selbstbestimmung, Privatsphäre und möglichst viel Freiraum bei bestmöglicher Unterstützung und Schutz, wenn es nötig sei. "Im Konzept der Wohngemeinschaften ist es ausdrücklich vorgesehen, dass Angehörige und enge Bezugspersonen aktiv beteiligt bleiben und als solche Einfluss auf die Tagesgestaltung haben", so Diemer. "Gleichzeitig stehen aber die Mieterinnen und Mieter im Mittelpunkt. Sie geben den Weg vor, wir helfen ihnen, ihn zu beschreiten."
"Wichtig ist uns, das persönliche Maß an Kontakt und Privatsphäre sowie Tätigkeit oder Ruhe zu finden", sagt Alexandra Bechtel, Pflegedienstleitung in der Sozialstation St. Lioba und Bereichsleiterin der ambulanten Dienste im Caritasverband Worms. "Dabei helfen uns Präsenzkräfte, die 24 Stunden täglich auf die Bedarfe der Mieterinnen und Mieter eingehen und die Pflege von engen Kontakten zu Angehörigen, um die eigene Erinnerungs- und Biografie-Arbeit zu unterstützen. Dadurch schaffen wir Vertrauen, Stabilität und Sicherheit, es steigert das Wohlbefinden und stärkt die Gesundheit der Seniorinnen und Senioren."
Alpakas begleiten beim Spaziergang
Ein weiterer Baustein, auf den der Verband schon seit vielen Jahren setzt, ist die tiergestützte Therapie und Beschäftigung: In Mörstadt weiden Alpakas auf dem weitläufigen Gelände der Wohngemeinschaft und gehen auch schon mal mit den Bewohnerinnen und Bewohnern spazieren, während Hühner frische Frühstückseier liefern. In Worms kommt regelmäßig Besuchshündin Lola vorbei und fordert zum Spielen und Schmusen auf. "In unseren anregend gestalteten Außenbereichen erleben unsere Mieterinnen und Mieter außerdem Natur mit allen Sinnen", sagt Alexandra Bechtel - wie Maria Weinerts, für die der tägliche Rundgang durch das Grün unverzichtbar ist und die mit einem Glitzern in den Augen von ihrem Gemüsegarten schwärmt.
Entsprechend groß ist das Interesse an den besonderen Wohnformen des Caritasverbands Worms für dementiell erkrankte Seniorinnen und Senioren: In der neuen Einrichtung in Pfeddersheim wird es 24 WG-Zimmer geben - und alle sind schon lange vor der offiziellen Eröffnung vermietet. "Durch die bestehenden Angebote im Raum Worms kann die Nachfrage längst nicht gedeckt werden", weiß Caritasdirektor Diemer. "Hier wollen wir unsere Verantwortung als Sozialverband ernstnehmen und weitere Plätze schaffen", betont er. Fortsetzung folgt.
Text: Sandra König
Kontakt
Caritasverband Worms e.V.
Alexandra Bechtel
Berggartenstraße 3
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E-Mail: alexandra.bechtel@caritas-worms.de
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