Wann spricht man von Sucht?
"Sucht wird verstanden als das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen. Die Substanzen oder Verhaltensweisen werden konsumiert bzw. beibehalten, obwohl negative Konsequenzen für die betroffene Person und für andere damit verbunden sind.“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Sucht 1957 folgendermaßen definiert: Sucht ist "ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge und gekennzeichnet durch 4 Kriterien:
- Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels,
- eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung),
- die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge,
- die Schädlichkeit für den einzelnen und/oder die Gesellschaft."
Von einer Substanzabhängigkeit (Alkoholabhängigkeit) wird gesprochen, wenn mindestens 3 der folgenden 6 Kriterien mit „Ja“ beantwortet werden. Der Bezugszeitraum sind dabei die letzten 12 Monate. (Nach ICD-10, Internationales Klassifikationssystem)
- Spüren Sie häufig eine Art unbezwingbares Verlangen, Alkohol zu trinken?
- Kommt es vor, dass Sie nicht mehr aufhören können zu trinken, wenn Sie einmal begonnen haben?
- Trinken Sie manchmal morgens, um eine bestehende Übelkeit oder Zittern (z.B. Ihrer Hände) zu lindern?
- Brauchen Sie zunehmend mehr Alkohol, bevor Sie eine bestimmte Wirkung erzielen?
- Ändern Sie Tagespläne, um Alkohol trinken zu können? Richten Sie den Tag so ein, dass Sie regelmäßig Alkohol trinken können? Oder vernachlässigen Sie andere Interessen (z.B. Hobbies, Familie, Freunde) wegen des Trinkens?
- Trinken Sie, obwohl Sie spüren, dass der Alkoholkonsum zu schädlichen körperlichen, psychischen oder sozialen Folgen führt?
Quelle: Klaus Wanke und Karl Ludwig Täschner, Rauschmittel, Stuttgart 1985, S. 1