Schutz für Flüchtlingskinder gewährleisten
Probleme aufgrund der steigenden Zahl jugendlicher Flüchtlinge würden durch eine gleichmäßige Verteilung nur verlagert oder sogar neu geschaffen, befürchtet Paul Krane-Naumann vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. "Eine solche Verteilung wird unerfahrene Kommunen und Jugendämter vor große Probleme stellen und den Schutz der Kinder und Jugendlichen schwächen." Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden bisher an dem Ort, wo sie aufgegriffen werden, vom zuständigen Jugendamt in Obhut genommen. Dieses bringt sie in der Regel in einer Einrichtung der Jugendhilfe unter und bestellt unverzüglich einen Vormund. In Nordrhein-Westfalen sind vor allen Dingen grenznahe Städte wie Aachen und Kempen, Städte mit Erstaufnahmeeinrichtungen wie Dortmund und begehrte Großstädte wie Köln oder Düsseldorf betroffen. Das führt dazu, dass sieben von insgesamt 192 Jugendämtern in NRW mehr als 90 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge betreuen. Zur Lösung der damit verbundenen Probleme hat das Land Bayern eine Initiative zur Umverteilung jugendlicher Flüchtlinge in den Bundesrat eingebracht. Das Bundesfamilienministerium arbeitet deshalb gerade an einer entsprechenden Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes.
Vorrang muss das Kindeswohl haben
Aus Sicht der Caritas muss der zentrale Aspekt im Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen jedoch die vorrangige Berücksichtigung des Kindeswohls im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention sein. "Die durch steigende Flüchtlingszahlen bedingte Notlage in den aufnehmenden Kommunen darf nicht dazu führen, dass erfolgreiche, gut funktionierende und dem Kindeswohl dienende Verfahren nicht mehr greifen", kritisiert Paul Krane-Naumann. "Es ist nicht nachzuvollziehen, warum für eine gerechte Lastenverteilung statt der Finanzen Kinder und Jugendliche umverteilt werden sollen."
Die bundesweite Verteilung womöglich gegen den Willen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge mache für diese einen wiederholten Neuanfang nötig, und das, obwohl viele bereits eine gefahrvolle, strapaziöse Flucht mit traumatischen Erlebnissen hinter sich hätten, kritisiert der Diözesan-Caritasverband. Die Verzweiflung und der Schmerz der Entwurzelung würden durch eine Umverteilung unnötig verlängert. "In einem reichen Land wie Deutschland mit klar geregelten Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe muss es möglich sein, den jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu bieten, ohne bewährte Standards der Jugendhilfe in Frage zu stellen", sagt Krane-Naumann.