Entbürokratisierung der Pflege
Sprechstunde für Pflegekräfte
Demnach teilen die Mitarbeitenden ihre Arbeit in vier Schritte: Einstieg durch Prüfung der individuellen Bedürfnisse und Ziele der zu pflegenden Person, Maßnahmenplanung, Dokumentation (vorwiegend Abweichungen von Abläufen) und Auswertung.
Basis der vereinfachten Pflegedokumentation ist die strukturierte Informationssammlung, kurz SIS. Erfasst sind Stammdaten, Bedarfsanalyse aus Bewohnersicht, Fachliche Perspektive und mögliche Risiken. In fünf Themenfelder beurteilen die Pflegekräfte die Pflege- und Betreuungssituation: Kognition und Kommunikation, Mobilität, Anforderungen in Bezug auf mögliche Krankheiten, Selbstversorgung und soziale Beziehungen.
"Jeder von uns wurde zwei Tage lang geschult", sagt Pflegefachkraft Christine Beller. Das Pflegemanagement der Caritas Bremen begleitete die Arbeit. Das Ergebnis ist positiv: "Wir haben das Gefühl, dass nun endlich wieder unsere Fachlichkeit gefragt ist und nicht, ob wir irgendwelche Formulare ausfüllen können", so das Echo aus der Praxis.
Viele Mitarbeitende berichten, dass die Kommunikation im Team stärker geworden ist. Es ist deutlich zu sehen, dass der Implementierungsprozess von den Mitarbeitenden eine hohe fachliche Kompetenz erfordert, Selbstbewusstsein, sinnvolle und klare Kommunikationsstrukturen sowie z. T. Unterstützung.
Das Pflegemanagement der Caritas Bremen hat zur Begleitung der Vereinfachung der Dokumentation eine sogenannte "SIS-Sprechstunde" eingerichtet. Mitarbeitende einer Einrichtung können sich regelmäßig an das Pflegemanagement wenden und Fragen klären.
Ein Jahr nach Einführung lässt sich sagen, dass mit der vereinfachten Dokumentation als wertvoll erlebt wird, da sie Raum lässt, sich individuell an der Person zu orientieren. Die Pflegenden haben das Gefühl, dass der Bewohner dargestellt wird, wie er wirklich ist, was ihm wichtig ist und nicht ausschließlich auf die pflegefachliche Bewertung von Risiken reduziert wird. Den Mitarbeitenden können den Pflegebedürftigen und seine Lebenswelt besser verstehen und die Pflege ganzheitlich betrachten.
Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes verbringen Pflegekräfte ca. 13 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Pflegedokumentation. Dadurch entstehen pro Jahr Kosten in Höhe von ca. 2,7 Milliarden Euro.