Auch in Zeiten von Corona kann man sich für Geflüchtete engagieren! Nur eben anders
Innerhalb der Caritas engagieren sich Menschen seit vielen Jahren und in vielfacher Weise für geflüchtete Menschen. Wegen der Betretungsverbote und dem Gebot der Distanzierung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kann vieles in diesem Bereich im Moment nicht wie gewohnt stattfinden.
Die Einrichtungen vor Ort melden derzeit eine sehr große Bereitschaft von Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Viele Möglichkeiten der Unterstützung sind jedoch nicht mehr möglich, wie etwa die Begleitung zu Behördengängen oder die gemeinsame Freizeitgestaltung.
Viele Initiativen sind dabei, neue Ideen zu entwickeln. Wer sich engagieren möchte, kann sich auch in Zeiten der Coronakrise bei der Caritas vor Ort melden (Adressen gibt es hier) und seine Hilfe anbieten. Der Bedarf ist groß, die neuen Ansätze müssen mit Leben gefüllt werden.
Übersetzung und Information zur aktuellen Situation
Informationen bereitzustellen und zu übersetzen, ist momentan sehr wichtig. Neben Hauptamtlichen sind Ehrenamtliche - egal ob Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund - Multiplikator(inn)en für die Weitergabe wichtiger Informationen (zum Coronavirus, Neuigkeiten, Hilfen, etc.). Viele Informationen, zum Beispiel von Behörden, sind in den Muttersprachen der Geflüchteten verfügbar, jedoch wissen nicht alle, wo sie zu finden sind. Gerade in Sammelunterkünften ist der Internetzugang nur bedingt zuverlässig. Hinzu kommt, dass ein Teil der Geflüchteten nicht lesen kann.
Es fehlen darüber hinaus bei den übersetzten Dokumenten häufig noch Sprachen wie Tigrinya (für Geflüchtete aus Eritrea) oder Pashtu (Afghanistan), beziehungsweise es wurde nur ein kleiner Teil der vorhandenen Informationen in diese Sprachen übersetzt.
Menschen mit entsprechenden Fremdsprachkenntnissen und guten Deutschkenntnissen werden um Mithilfe gebeten. Melden Sie sich gerne bei der Caritas vor Ort und erfragen Sie, ob Bedarf für Übersetzung und Informationsweitergabe besteht.
Spiele und Materialien für Familien, um die Kinder sinnvoll beschäftigen zu können
Schulen und Kitas sind zu, die Wohnverhältnisse oft beengt: Familien sind deshalb einer besonderen akuten Belastung ausgesetzt. In einzelnen Caritasprojekten werden Spiel- und Beschäftigungsideen für Zuhause zusammengestellt und den Familien zur Verfügung gestellt.
In Oschersleben in Sachsen-Anhalt können in der Dienstgeschäftsstelle des Malteser Hilfsdiensts Sachspenden, wie fremdsprachige Bücher oder Gesellschaftsspiele, für die Flüchtlingsunterkunft abgegeben werden.
Der Caritasverband Baden-Baden sammelt Spenden für eine Großbestellung von Materialien, wie Knete, Stifte, Malbücher, Spielesammlungen usw., die dann zu kleinen Päckchen für Familien gepackt und zur Abholung bereitgestellt werden.
Die Flüchtlingshilfe der Caritas in Gelsenkirchen bietet zusätzlich zu Tipps und Tricks über Corona über Facebook Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder mittels eines Instagram-Accounts an (cvge_kjf).
In anderen Projekten werden Pat(inn)en aufgerufen, selbstständig tätig zu werden, indem sie den Kindern, die sie betreuen, ein Malbuch, lustige Aufgaben, Basteltipps und -tricks oder Ausmalaktionen zusenden oder in den Briefkasten werfen.
Hausaufgabenhilfe
Die Umstellung vieler Schulen auf Fernunterricht stellt geflüchtete Eltern und Kinder vor eine besondere Herausforderung. In den Familien gibt es zwar meistens Smartphones, aber nur selten Laptops oder PCs, so dass es Schülerinnen und Schülern schwerfällt, am Unterricht teilzuhaben und die Hausaufgaben zu erledigen. Geflüchtete Kinder drohen in der Schule (weiter) abgehängt zu werden, wenn sie im Alltag nicht mehr Deutsch sprechen und nur eine eingeschränkte Unterstützung für die Erledigung der Schulaufgaben erhalten.
Einige Pat(inn)en unterstützen Kinder und Jugendliche hierbei, zum Beispiel über Telefon oder Videotelefonie. Im Lernhilfeprojekt "Du kannst das!" der Caritas in Wetzlar wird Lernhilfe per Messenger-Präsenzzeit für Kinder bereitgestellt.
Digitaler und telefonischer Kontakt, Deutsch sprechen und schreiben
Insbesondere bei Patenschaften und anderen Formen der 1:1 Unterstützung - zum Beispiel über das Förderprogramm "Menschen stärken Menschen" - sind das Zusammensein, der Austausch und das gemeinsame Erleben von zentraler Bedeutung.
Viele Pat(inn)en und Geflüchtete stehen nun erst einmal per Email, Telefon oder Messengerdienst in Kontakt. Es ist essenziell, dass dieser Kontakt bestehen bleibt - über Sprach- oder Textnachrichten zum Beispiel. So können die Geflüchteten Deutsch weiter üben, auch wenn derzeit keine Sprachkurse stattfinden.
Solidarität zeigen
Eine einfache und wichtige Form des Engagements ist das Bekunden von Solidarität beispielsweise in den sozialen Medien, über Leserbriefe oder auf Bannern vor Unterkünften für geflüchtete Menschen. Zum einen hilft dieses Engagement, auf die vulnerable Lage der Geflüchteten in Unterkünften aufmerksam zu machen (oft enge Wohnverhältnisse, schlechte sanitäre Situation…). Zum anderen zeigt dies den Geflüchteten, dass sie nicht vergessen sind und in der aktuellen Situation nicht allein gelassen werden.
Solidarität andersrum: Ehrenamtliches Engagement von Geflüchteten
Auch viele Geflüchtete möchten in der derzeitigen Situation einen Beitrag leisten. In einigen Projekten melden sich Geflüchtete, die in der Vergangenheit Unterstützung erhalten haben, um sich nun selbst einzubringen. So engagieren sich Geflüchtete für Menschen aus Risikogruppen - u.a. für ehrenamtlich engagierte ältere Menschen, die ihnen vor Jahren geholfen haben. In Weimar koordiniert sich die Ehrenamtskoordination hierzu mit der Mobilen Wohnungshilfe, die nach Freiwilligen sucht, die derzeit die Einkäufe für nicht-mobile Klient(inn)en erledigen können. An vielen Orten möchten sich Geflüchtete am Nähen von Schutzmasken beteiligen. In Bamberg organisieren ehemalige Mentees eines Patenschaftsprojektes eine Hilfsgruppe (siehe Pressebericht). Auch in Gelsenkirchen sind Geflüchtete in der Nachbarschaftshilfe aktiv.
Die Geflüchteten und die Corona-Opfer außerhalb Deutschlands nicht vergessen
In einer extrem schwierigen Situation befinden sich Personen in Krisengebieten oder Schutzsuchende beispielsweise in den Flüchtlingslagern in Griechenland. Auch wenn man sich derzeit nicht vor Ort ehrenamtlich engagieren kann, so kann man dennoch die dortigen Hilfsorganisationen durch Spenden unterstützen.