Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Karl-Josef Laumann besprach am Dienstag mit Fachleuten der Caritas Münster, wie die Reduzierung der Pflegedokumentation gelingen kann Julius Schwerdt
Die dadurch gewonnene Zeit müsse den zu pflegenden Menschen zugute kommen. Bei einem Gespräch im Diözesancaritasverband Münster nannte er am Dienstag als Zielvorgabe, bundesweit mindestens ein Viertel der Altenheime und ambulanten Pflegedienste innerhalb des nächsten Jahres für das neue System zu gewinnen. Nur dann könne der Umstieg gelingen. Laumann kündigte an, zeitnah Gespräche mit allen 17 Medizinischen Diensten der Krankenkassen (MDK) sowie den Landesministerien zu führen.
Die Caritas in der Diözese Münster sieht Laumann dabei als einen wichtigen Verbündeten, der bei Innovationen immer vorne mitspiele. Dr. Klaus Winterkamp als Vorsitzender konnte das große Interesse der Einrichtungen und Dienste bestätigen. Im Januar soll mit der Schulung der ersten 40 Altenheime und 20 Sozialstationen begonnen werden, Ende 2016 sollen 160 Heime und 80 ambulante Pflegedienste in der Lage sein, mit der reduzierten Dokumentation viel Zeit zu sparen. Voraussetzung für den Start des Projekts seien entsprechende Schulungsunterlagen. Laumann sagte sie für den Herbst zu.
Die Caritas sei dabei wie schon im Projekt "Ergebnisqualität Münster" auch für einzelne Einrichtungen anderer Verbände oder kommunaler Träger offen, so Winterkamp. Insgesamt gibt es in der Diözese Münster 203 Altenheime und 93 Sozialstationen in Trägerschaft der Caritas.
Laumann betrachtet die Vereinfachung der Pflegedokumentation als einen Baustein in der großen Pflegereform, die in dieser Legislaturperiode anstehe. Er habe dafür den ausdrücklichen Auftrag der Bundeskanzlerin erhalten. Eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen sei die am 4. Juli von allen Trägern der Selbstverwaltung getroffene Vereinbarung dazu.
Wie wichtig es sei, hier endlich Ergebnisse zu erzielen, erfahre er immer wieder bei Besuchen vor Ort, erklärte der Pflegebevollmächtigte. Noch wichtiger als ein faires Gehalt sei für die Pflegemitarbeitenden die Frage, wie der bürokratische Aufwand auf ein erträgliches Maß reduziert werden könne. Gelinge dies, könne dies auch auch dazu beitragen, die Attraktivität des Pflegeberufs wieder zu steigern.
Bei vor Ort teilweise zu erwartenden Diskussionen mit Heimaufsicht und MDK wünscht sich die Caritas Rückendeckung vom Pflegebevollmächtigten. Laumann sagte seine Vermittlung zu. Er will zur Unterstützung ein Projektbüro und eine Hotline im Gesundheitsministerium einrichten. Einigkeit bestand darin, das als weiterer Schritt das neue Dokumentationssystem in der Ausbildung implementiert werden muss. Als Voraussetzung dafür sieht Laumann die Einführung der generalisierten Ausbildung für alle Pflegeberufe. Ebenso müsse der Pflegeschlüssel darauf abgestimmt und die Qualitätsprüfung angepasst werden.
Die Gefahr einer geringeren Qualität sehen Caritas und Laumann nicht. Die Bürokratie habe sich in immer neuen Spiralen hochgeschraubt und unnötige Blüten getrieben. Wenn ein Patient nur die Hilfe zum Duschen wünsche, müsse der Pflegemitarbeitende trotzdem ein 18seitiges Dokument mit ihm durcharbeiten, nannte Jochen Fallenberg von VICA - Die ambulante Pflege in Coesfeld ein Beispiel. Das soll künfig entfallen. Es sollte "auch nicht mehr täglich aufgeschrieben werden, dass der Patient kein Fieber habe, sondern nur noch vermerkt werden, wenn er es hat", sagte Laumann.