Zweitens: Wer arbeitslos wird, landet immer häufiger direkt in Hartz IV. Und drittens: Am Ende der Arbeitslosigkeit steht vor allem für Hartz-IV-Empfänger längst nicht immer ein neuer Job. "Wir dürfen nicht zulassen, dass arbeitslose Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden", erklärt Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann angesichts der Entwicklung.
Der mit dem Arbeitslosenreport NRW veröffentlichte Datenreport belegt, dass landesweit im Jahr 2015 monatlich verschwindend geringe 2,7 Prozent der Hartz-IV-Empfänger eine Arbeit oder eine Ausbildung gefunden haben. Arbeitslose aus der Arbeitslosenversicherung haben mit einer Rate von 12 Prozent deutlich bessere Chancen. Das Beispiel Münster zeigt, wie unterschiedlich das Bild sein kann. Bei Arbeitslosen, die weniger als ein Jahr ohne Job sind, liegt die Zahl der in Arbeit vermittelten Menschen über dem Landesschnitt (13,5 %). Die Vermittlungen der Hartz-IV-Empfänger hingegen liegt mit 2,6 Prozent sogar leicht darunter.
Ein immer größer werdendes Problem sind Menschen, die mit Beginn ihrer Arbeitslosigkeit sofort Hartz IV beziehen müssen. Verantwortlich dafür sind vor allem befristete Arbeitsstellen und Niedriglohnjobs. Dass diese Entwicklung auch vor wirtschaftlich starken Regionen nicht halt macht, zeigt ein Blick in den Kreis Steinfurt. Dort ist der Anteil der Arbeitslosen, die direkt in Hartz IV "rutschen", seit 2010 um acht Prozent gestiegen und liegt derzeit bei 21,3 Prozent. "Diese Entwicklung darf nicht weitergehen. Menschen müssen von Ihrer Arbeit leben können", kritisiert Heinz-Josef Kessmann.
Arbeitslose im Hartz-IV-System haben es dabei deutlich schwerer. Gerade einmal 16 Prozent schafften es landesweit in Arbeit oder Selbstständigkeit zu gelangen. Der deutlich größere Rest nimmt entweder an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil oder melden sich als nicht erwerbstätig. "Unter diesen Menschen sind viele, die sich um Angehörige oder Kinder kümmern", erläutert Heinz-Josef Kessmann. Die Zahl der Menschen in Maßnahmen müsse jedoch reduziert werden, da diese zu selten in eine richtige Beschäftigung führten.
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Mehr Informationen unter www.arbeitslosenreport-nrw.de.
058-2016 (jks) 21. Juni 2016