Berlin. 8. Dezember 2004.
„Wenn es allen Arbeitslosen viel zu gut
geht, warum wollen dann nicht alle arbeitslos sein?“ Diese provozierende
Frage ist Teil einer Kampagne, mit der sich der Deutsche Caritasverband (DCV)
engagiert auf die Seite arbeitsloser Menschen stellt.
Bei der Vorstellung der Kampagne am heutigen Mittwoch in Berlin erinnerte der
Präsident des DCV, Peter Neher, an das weit verbreitete Vorurteil in der
Bevölkerung, Arbeitslose wollten gar nicht arbeiten. Dabei sei erwiesen, dass
sich Arbeitslosigkeit unerträglich belastend auswirke und oft krank mache. Dies
gelte auch für die Familien arbeitsloser Menschen.
Die Hauptgruppe der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen liege mit rund 20
Prozent bei Personen ohne Berufsabschluss. Gerade bei jungen Menschen bestehe
ein dringender Handlungsbedarf, so Neher. Es dürfe nicht länger hingenommen
werden, dass acht Prozent der deutschen und fast 20 Prozent der ausländischen
Jugendlichen die Schulen ohne Abschluss verließen. Als einen guten Ansatz
bezeichnete er die in Hartz IV festgelegten Angebote für junge Menschen bis 25
Jahren. Er forderte außerdem eine breite Bildungsoffensive, die bereits im
Kindergarten beginnen und bis zur beruflichen Qualifizierung für Jugendliche
reichen müsse.
„Ein Engagement aus arbeitsmarktpolitischer Verantwortung“ nannte der
Generalsekretär des DCV, Georg Cremer, die Schaffung der so genannten
Zusatzjobs bei der Caritas. Er warnte davor, Arbeitsgelegenheiten in der
aktuellen wirtschaftlichen Situation als Mittel des Ersatzes regulärer Arbeit
zu nutzen. Dies „wäre ein Missbrauch und würde das Instrument untergraben“.
Neher und Cremer sprachen sich dafür aus, dass dringend Arbeitsplätze für
gering qualifizierte Menschen geschaffen werden müssten. Dafür seien
Kombilohnmodelle und eine Entlastung der unteren Einkommensgruppen bei den
Lohnnebenkosten nötig. Auch müsste die Ausgrenzung älterer Menschen vom Arbeitsmarkt
beendet werden. Hier sei ein Umdenken in der Wirtschaft erforderlich.
Die Vorsitzende der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Integration durch
Arbeit“ (IDA), Sabine Schumacher, stellte das Modellprojekt für
Arbeitsgelegenheiten in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft der Caritas vor.
Ziel dieses Projektes sei die Unterstützung der Einrichtungen bei der Schaffung
von Arbeitsgelegenheiten, die Verbesserung des Image gemeinnütziger Arbeit und
die Verhinderung von Missbrauch.
Die Kampagne „Arbeitslos 2005: Chancen statt Vorurteile“ wurde unentgeltlich
von der Düsseldorfer Werbeagentur BBDO entwickelt. Die Kampagnenmotive und die
Statements finden sich auf den Internetseiten
www.caritas.de
Informationen zu Zusatzjobs im Rahmen von Hartz IV: Reiner Sans,
Rechtsdirektor, Tel: (07 61) 2 00 – 5 80:
E-Mail:
reiner.sans@caritas.de
Informationen zum Modellprojekt von IDA: Sabine Schumacher, Vorsitzende, Tel:
(01 71) 835 00 43;
E-Mail:
sabine.schumacher@caritasnet.de