Hilfreiche Empfehlungen für den Alltag
Fange bei dir selbst an – wie schon viele es tun
Die gute Nachricht: Jedes eingesparte Gramm CO2 hilft, den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre zu senken. Und jede/r Einzelne hat es unmittelbar in der Hand, heute mit dem Einsparen zu beginnen. Einige Vorschläge sind in dieser Tipps-Sammlung dargestellt – nur ein Ausschnitt aus vielen kleinen und großen Möglichkeiten.
Was dem Klima garantiert nicht hilft: Warten, bis der andere etwas tut (um selbst nicht "der Dumme" zu sein). Wirklich dumm werden am Ende diejenigen dastehen, die von ihren Kindern oder Enkeln gefragt werden: "Was hast du damals getan, als es noch Spielraum für Veränderungen gab?" Also heute – gerade noch für wenige Jahre. Und denen der Klimawandel bekannt, aber egal war.
Dies gilt für die persönliche Ebene genauso wie für namhafte Unternehmen, politische Parteien und Staaten. Im Juli 2020 musste sich die Bundesregierung vom Bundesrechnungshof vorhalten lassen, dass sie zwar gute Klimaschutz-Ziele verabschiedet, dann aber deren Umsetzung nicht systematisch überwacht hat. Und die Industrie fordert zunehmend klimafreundliche Rahmenbedingungen ein, damit nicht zum Beispiel der mit grüner Wasserstofftechnologie erzeugte Stahl gegen den herkömmlichen, klimaschädlichen, billigeren Koks-Stahl antreten muss.
Kenne deinen Stromverbrauch
Wenn du nicht sagen kannst, wie hoch deine jährlichen Stromkosten sind, gehörst du zur Mehrheit: Zwei von drei Verbraucher(inne)n in Deutschland geht es so. Eigentlich schade, denn auch ohne Abstriche beim Komfort könnten die meisten Haushalte ihren Stromverbrauch mindestens halbieren! *
Laut www.co2online.de galt für einen Vierpersonen-Haushalt ein Stromverbrauch von über 6.000 Kilowattstunden, über das Jahr 2019 gemessen, als sehr hoch.
Die alte Kühltruhe im Keller, die seit einem Jahr nur für drei Flaschen Mineralwasser läuft, gehört zu den versteckten Stromfressern. Und natürlich veraltete Kühlschränke mit kaputter Gummidichtung und vieles mehr.
Haushalten mit geringem Einkommen hilft der Stromspar-Check, von hohen Stromrechnungen wegzukommen. Seit vielen Jahren erfolgreich, ist er eine gemeinsame Aktion des Deutschen Caritasverbandes und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD).
Mehr: https://www.ecotopten.de/strom/oeko-stromtarife/strom-spartipps
* Angaben aus dem Buch "#Klimaretten" von Rainer Grießhammer
Fühle die Energie
Wer noch keinen Nabendynamo am Rad hat, sondern das althergebrachte Reifen-Modell, kennt den Unterschied gut: Liegt der Dynamo am Reifen an, gilt es spürbar mehr in die Pedale zu treten.
Noch mehr ins Schwitzen kommt man auf einem umgebauten Ergometer-Rad, mit dem der Stromspar-Check spielerisch aufzeigt, dass Energie viel mehr erfordert als nur einen Schalter zu drücken: Hier treibt die „radelnde“ Person einen Generator an, mit dem sich eine Glühlampe zum Leuchten oder ein Radio zum Ertönen bringen lässt. Schier unmöglich: einen halben Liter Wasser zum Kochen zu bringen – mehr als lauwarm ist meist nicht drin, auch wenn der/die „Radelnde“ mit hochrotem Kopf alles gibt. Nach diesem sportlichen Erlebnis wird er/sie wohl nicht mehr den gesamten Kocher mit Wasser füllen, nur um eine einzige Tasse Tee zu bereiten, sondern abmessen.
Oder auf der Autobahn: Der Luftwiderstand, den das Fahrzeug überwinden muss, steigt im Quadrat der Geschwindigkeit – und somit der Kraftstoffverbrauch. Wer hat schon Lust, bei Tempo 150 auch nur den kleinen Finger noch aus dem Fensterspalt zu strecken?
Gehe sorgfältig mit Lebensmitteln um
Der WWF schätzt, dass in Deutschland pro Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel verlorengehen, 39 Prozent davon beim Endverbraucher. Einer der Gründe: Das gesetzlich vorgeschriebene Mindest-Haltbarkeitsdatum (MHD) auf der Verpackung wird als „Maximal-Haltbarkeitsdatum“ missverstanden. Gerade bei Bio-Lebensmitteln, deren Haltbarkeit nicht durch künstliche Zusätze verlängert wird, reichen aber Auge, Nase und gesunder Menschenverstand, um selbst einzuschätzen, ob sie noch zum Verzehr geeignet sind.
Einzelhändler mit Sinn für Klimaschutz und für soziale Armutslagen stellen Produkte, die kurz vor dem MHD stehen, zum halben Preis gesondert bereit.
Die Landwirtschaft ist einer der größten Verursacher von CO2 (Rang 5 nach den Sektoren Energieerzeugung, Industrie, Verkehr und Wohnen).
Besonders hoch ist die CO2-Freisetzung in der Fleischerzeugung: Beispielsweise für ein Kilo Rindfleisch muss das Tier rund acht Kilogramm Getreide oder Soja aufgenommen haben, die auch direkt der menschlichen Ernährung hätten dienen können. Die als weiterer Klima-Nachteil dieses „Umwegs“ freigesetzte Menge an Treibhausgasen gibt die Tierschutz-Organisation Albert-Schweitzer-Gesellschaft mit 22 Kilogramm pro Kilogramm Rindfleisch an (Quelle: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/1-kg-rindfleisch).
Der richtige Bildschirm: nicht größer als nötig
Kaufe den Bildschirm deines Computers oder Fernsehers nicht größer, als für deine Arbeits- und Sehbedürfnisse ausreichend ist. Denn mit der Größe steigt der Stromverbrauch.
Außerdem unterscheiden sich angebotene Modelle in ihrer Energie-Effizienzklasse.
Bei matten Bildschirmen reicht die Wahl einer mittleren Helligkeitsstufe für den Betrieb im Freien aus, während spiegelnde bzw. glänzende Displays mehr Licht und somit mehr Strom brauchen, um Reflexionen zu übertönen.
Wenn Dein alter Flachbildschirm noch funktioniert, kann er durch Verkauf oder Verschenken von jemand weiter verwendet werden, der/die dessen Größe benötigt. Wie immer bei verlängerter Produktlebensdauer, senkt diese Nachnutzung die Energiemenge, die in die Geräteherstellung fließt.
Mehr: https://www.ecotopten.de/computer-buero/monitore/kauftipps-fuer-monitore
Weiche auf Zeiten niedrigen Stromverbrauchs aus
Wenn man es sich frei einteilen kann, sollten die Großverbraucher des privaten Haushalts wie Waschmaschine, Geschirrspüler, Wäschetrockner oder E-Bike-Ladegerät dann betrieben werden, wenn die Nachfrage nach Strom im Netz gering ist.
Beispielsweise an arbeitsfreien Tagen, wenn die Energieabnahme vieler Unternehmen ruht und wenn vielleicht außerdem die Sonne scheint und/oder der Wind weht. Denn dann ist besonders viel CO2-neutral erzeugter Strom im Netz, und Kohle- oder Gaskraftwerke müssen weniger Strom einspeisen als zu Spitzenbedarfszeiten wie etwa Montag vormittags.
Durch dieses Verhalten können somit auch die Verbraucher(innen) beim CO2-Einsparen helfen, die (noch) keinen Ökostromtarif haben. Zudem werden dadurch die Stromnetze rund um die Uhr besser ausgenutzt – die vorhandenen Leitungen können beispielsweise mehr Windstrom von der Küste ins Landesinnere bringen, der zu Spitzenzeiten wegen Netzüberlastung verloren ginge.
Manche Haushalte sind bereits mit "intelligenten Stromzählern" bzw. mit Apps ausgestattet, die genaue Hinweise auf die Stunden niedrigen Stromverbrauchs geben.
Prüfe deine Wohnfläche
Gerade wenn das Haus nicht wärmegedämmt ist, geht viel Heizenergie durch die Außenwände und, wenn man ganz oben wohnt, durch das Dach verloren. Energie also, für die unnötig CO2 freigesetzt wurde.
Wenig oder nicht benutzte Zimmer sollten daher nur so viel geheizt werden (Stufe 1 oder Sternchen), dass die Zimmertemperatur, je nach Minusgraden draußen, über dem sogenannten Taupunkt bleibt: Wird die Raumluft bei hoher Luftfeuchtigkeit (Wäsche trocknen…) zu kalt, können bei Unterschreitung des Taupunkts die Wände feucht werden – dann muss man doch wieder mehr heizen.
Besser: Ist die Wohnung auf Dauer zu groß geworden (weil die Kinder aus dem Haus sind etc.) und werden nicht mehr alle Räume benötigt, kannst du über einen Wohnungstausch nachdenken. Das ist auch sozial, denn viele junge Familien suchen verzweifelt nach ausreichend großem Wohnraum. Wohnungstausch-Börsen gibt es vielerorts, zum Beispiel in Düsseldorf.
Auch alternative Wohnformen zu prüfen, lohnt sich – zum Beispiel ein Zusammenleben im Mehrgenerationenhaus mit gemeinsam genutzten Flächen, so dass der Heizenergie-Bedarf pro Bewohner(in) deutlich sinkt.
Das Umziehen in eine kleinere Wohnung spart außerdem Neubaufläche: Das hilft neben dem Bewahren unbebauter Landschaft auch dem Klima. Denn fürs Herstellen von Zement in riesigen Brennöfen wird sehr viel CO2 freigesetzt.
Manage Wärme und Luftfeuchte in der Wohnung
Auf mehr als 21 Grad Celsius müssen Aufenthaltsräume normalerweise nicht geheizt werden (Stufe 3 auf dem Thermostat). Im Schlafzimmer oder in der Küche, wo Herd und Kühlschrank "mit heizen", reichen noch drei Grad weniger Raumtemperatur aus. Die Faustregel: Jedes Grad mehr Raumtemperatur erfordert rund fünf Prozent mehr Heizenergie.
Im Winter nicht zu frösteln, lässt sich CO2-neutral durch den altbewährten Wollpullover, Thermo-Unterwäsche und dicke Socken unterstützen.
Und wenige Minuten lang die Fenster weit zu öffnen (das empfohlene "Stoßlüften"), tauscht für den Moment die warme Luft komplett gegen frische Kaltluft aus. Es kühlt aber nicht wie beim dauer-angekippten Fenster die Wände und Gegenstände aus. Diese können die Raumluft nach dem Stoßlüften rasch wieder erwärmen.
Neben klimaschädlich erhöhtem Energie-Bedarf haben überheizte Räume weitere Nachteile:
- Die Atemluft wird zu trocken; mit häufigem Wechsel zwischen feuchter Außenluft und trockener Innenluft ist eine Erkältung fast schon programmiert.
- Sind die Außenwände wegen unzureichender Wärmedämmung krass kälter als die Raumluft, scheidet sich an ihnen und an den Fenstern Kondenswasser ab – Schimmelbildung droht.
- Auch im saubersten Zuhause leben mikroskopisch kleine Hausstaub-Milben: Sie bilden Allergene, die in trocken-warmer Luft viel stärker zirkulieren und die Atemwege weiter belasten.
- Und nicht zuletzt die Fitness im Winter: Wird der Körper zu wenig gefordert, selbst Wärme zu produzieren, drohen Ermattung und mehr "Winterspeck".
Lass dich nicht entmutigen
Frustrierend: Jemand schafft sein Auto ab und steigt auf Car-Sharing, Mitfahrer-Prinzip und E-Bike um im Bewusstsein, durch weniger "Personenkilometer pro Fahrzeug" zum Klimaschutz beizutragen. Gleichzeitig füllen sich die Straßen unübersehbar mit Spritfressern, die sich andere zulegen.
Das kann nur heißen: Die Reduktionsziele werden ohne politische Vorgaben wie etwa eine nennenswerte Abgabe auf CO2-Emissionen nicht einzuhalten sein.
Gleichzeitig sollte sich nicht entmutigen lassen, wer etwas für den Klimaschutz tut: Er oder sie ist mit der empfundenen Sorge ums Klima nicht allein. Immer mehr Menschen verkleinern ihren Energiebedarf und fordern dies auch vonseiten der Politik und der Wirtschaft zunehmend ein, wie die Fridays-for-Future-Demos eindrucksvoll zeigen.
Außerdem gilt immer: Wie bedrohlich groß die "CO2-Wolke" in der Atmosphäre auch schon ist – dank meiner persönlichen Einsparung wird sie jedenfalls nicht noch größer.
Tappe nicht in die SUV-Falle
Eine fatale Neigung: Nach echten Einsparungen wird das Errungene gleich anderweitig „ausgegeben“. So sind die Pkw-Motoren durch technischen Fortschritt immer sparsamer geworden, dafür wurden die Autos immer größer und schwerer. Der durchschnittliche Spritverbrauch ist daher seit Jahrzehnten nicht gesunken, ein Beitrag zum Klimaschutz fällt hier aus.
Aber auch wer einen Ökostromtarif und ein Elektroauto hat, sollte weiterhin die kurzen Wege mit dem Rad zurücklegen, um so viel Strom zu sparen. Denn auch die nachhaltigen Energiequellen wie Sonne und Wind sind begrenzt, und ihr Ausbau stockt derzeit.
Du hast deine Beleuchtung komplett auf LED umgestellt? Schalte trotzdem wie früher das Licht aus, wenn du den Raum verlässt – sonst wird die Stromersparnis wieder zunichte.
Dein Geschirrspüler, deine Waschmaschine haben höchste Energie-Effizienz? Lass sie trotzdem nur laufen, wenn sie voll beladen sind.
Feierabend mit Stand-by
Viele Geräte werden im Stand-by-Zustand Tag und Nacht dafür bereitgehalten, auf ein Signal hin schnell anzuspringen. Das macht nur Sinn bei sehr häufig genutzten Geräten.
Automatische Steckdosenleisten (auch Master-Slave-Steckerleisten genannt) schalten Endgeräte mit überflüssigem Stand-by-Zustand komplett ab: zum Beispiel den Drucker und die Tischlampe, wenn der PC heruntergefahren wurde. Laut www.ecotopten.de kosten drei solcher Steckerleisten circa 45 Euro – sie ersparen aber jedes Jahr 400 bis 500 Kilowattstunden Strom und somit rund 111 Euro.
Mehr: https://www.ecotopten.de/strom/oeko-stromtarife/strom-spartipps