Mixtur für ein gesundes Leben
Das Krankheitsrisiko steigt dabei mit wachsender Armut. "Arm" ist, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. In Deutschland lag diese Grenze 2010 für Einpersonenhaushalte bei 826 Euro netto im Monat. Die Armut hat dramatische Auswirkungen: Männer aus der untersten Einkommensschicht sterben im Schnitt zehn Jahre früher als Männer aus der obersten Einkommensschicht.1
Risiken und Nebenwirkungen
- Für Arbeitslose
Erwerbslose haben den mit Abstand größten Krankenstand aller Versicherungsgruppen und sind im Vergleich zu Angestellten mit durchschnittlich 40,9 Tagen je Krankheitsfall auch etwa 3,5 Mal so lange krankgeschrieben.2
Die Lebenszufriedenheit Langzeitarbeitsloser ist so niedrig wie die von pflegebedürftigen, stark gesundheitsbeeinträchtigten Menschen.3 - Für Alleinerziehende
Alleinerziehende Mütter haben oft gute Bildungsabschlüsse, doch fehlende Betreuungsangebote verhindern, dass sie eine Arbeit annehmen können.
Fast 50 Prozent der alleinerziehenden Frauen geben an, unter einer psychischen Erkrankung zu leiden.4 - Für Kinder und Jugendliche
Abhängig vom Sozialstatus der Eltern sind deutliche Unterschiede im Gesundheitsverhalten zu erkennen:
Kinder aus Familien mit niedrigem Wohlstandsniveau gehen fast doppelt so häufig ohne Frühstück aus dem Haus wie Kinder aus wohlhabenden Familien.5
Elf- bis 15-Jährige aus armen Familien treiben nur halb so oft Sport6, sehen aber fast doppelt so viel fern wie Gleichaltrige aus gut situierten Familien.7
Wechselwirkungen
Armut macht krank - aber Krankheit kann auch arm machen. Als Auslöser für Überschuldung steigt Krankheit seit 2005 kontinuierlich an. Im ersten Quartal 2011 lag sie bei 16,1 Prozent - und somit auf Rang 4 der Liste mit den Gründen für eine Verschuldung.8 Viele Medikamente müssen aus eigener Tasche bezahlt werden, genauso Zuzahlungen für Krankenhausaufenthalte und ärztliche Behand-lungen. Zudem droht bei sehr langwierigen und schweren Erkrankungen der Verlust des Arbeitsplatzes - oft der Beginn einer Spirale des sozialen Abstiegs.
Die Gesundheitschancen sind trotz der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland nicht gerecht verteilt. Wo es an Einkommen, Bildung und Perspektiven fehlt, ist Krankheit ein häufiger Begleiter. Der Deutsche Caritasverband setzt sich für die Belange sozial benachteiligter Menschen ein.
1 Mielck et al.: Wirksame Bildungsinvestitionen. Folgen unzureichender Bildung für die Gesundheit. Bertelsmann Stiftung, 2012.;
2 BKK Bundesverband: BKK Gesundheitsreport 2011 - Zukunft der Arbeit, 2011.;
3 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Langzeitarbeitslose sind mit ihrem Leben so unzufrieden wie Pflegebedürftige. Pressemitteilung vom 28.2.2006.;
4 Robert-Koch-Institut: Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit. Expertise des Robert Koch-Instituts zum 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2005.;
5 Ebd.;
6 Lampert: Körperlich-sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des Kinder- und Jugendsurveys (KiGGS), 2007.;
7 Siehe IV;
8 Kobloch et al.: iff-Überschuldungsreport 2011.