Es ist Zeit für individualisierte Arbeitszeitmodelle
Das Thema
Wo Wille ist, ist auch ein Weg. Nicht mehr länger zuschauen, wie allmählich immer mehr die Mitarbeiter wegen der unattraktiven Arbeitszeiten ausbleiben, wollten zwei Verbände unter dem Dach der Caritas. Der Diözesanverband in Münster hat mit dem Caritas-Flex-Konto ein Modell geschaffen, das den Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet, ihre Arbeitszeiten, aber auch ihre Lebensarbeitsphasen mehr mit ihren persönlichen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Mit einem Zeitwertkonto können die Mitarbeitenden selbst und der Dienstgeber mehr an den Stellschrauben drehen.
Auch im St. Josefshaus in Herten, einer großen Einrichtung für Menschen mit Behinderung, wollten die Mitarbeiter nicht länger unter dem Druck stehen, die belastende und körperlich anstrengende Arbeit bis zum 67. Lebensjahr durchhalten zu müssen. Bereits vor einigen Jahren entwickelte der Dienstgeber mit ihnen zusammen ein Lebensarbeitszeitmodell mit der Möglichkeit Sabaticals einzuschieben oder ohne finanziellen Stress früher in Rente zu gehen. Dies hat die Einrichtung an der Landesgrenze zur gute Löhne bezahlenden Schweiz wieder attraktiv und konkurrenzfähig gemacht.
Die Diskussion
Bei der Ausgestaltung der Konditionen ist den Mitarbeitenden Arbeitszeit, Vergütung, flexible Gestaltung und Altersvorsorge wichtig. Die Flex-Modelle kommen nur für Gutverdiener, aber nicht für Teilzeitmitarbeitende oder Alleinerziehende in Frage, da einfach kein Geld zum Ansparen übrig bleibt. Für sie müssen auf der politischen Ebene Lösungen gefunden werden, beispielsweise bessere Tariflöhne oder bessere Fachkraftquoten. Die Finanzierung der Modelle geschieht derzeit auch hauptsächlich auf Kosten der Mitarbeitenden. Dies stößt auf Kritik, da beide Seiten durchaus etwas davon haben. Eine Verlängerung der Altersteilzeitmodelle ist keine Alternative für die Flex-Konten, da durch die engen Vorgaben von ihnen nur ganz wenige profitieren können.
Das Fazit
Bei den Mitarbeitenden kommen die flexibleren Arbeitszeitmodelle gut an und die Nachfrage steigt deutlich an. Für eine demografiefeste Gestaltung der sozialen Arbeit führt langfristig kein Weg an den Flex-Modellen vorbei. Für den Dienstgeber heißt dies, dafür auch personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Es braucht mehr Beratung bei der Ausgestaltung der individuellen Arbeitszeitmodelle. Die monatlichen Gehaltsabrechnungen werden deutlich komplizierter und damit auch teurer - egal ob diese selbst oder von einem externen Dienstleister erstellt werden.
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