Unternehmen können Mitarbeiter in der Pflege unterstützen
Wie können Unternehmen dafür Sorge tragen, dass ihre Angestellten auch dann weiterarbeiten können, wenn die Eltern zum Pflegefall werden? Wie verändern Corporate-Volunteering-Maßnahmen von Auszubildenden oder Führungskräften im Pflegeheim den Blick? Inwiefern bietet das Zukunftsthema Pflege Ansatzpunkte für das gesellschaftliche unternehmerische Engagement?
Mit diesen Inhalten befasste sich das vom Bundesgesundheitsministerium geförderte bundesweite Projekt von Caritas und Diakonie "Unternehmen aktiv in der Pflege". Unter der Federführung des CSR-Kompetenzzentrums der Caritas in Deutschland (CSR: Corporate Social Responsibility) begab sich ein Zusammenschluss von Kooperationspartnern (beispielsweise das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie", die Rewe-Group, die Wirtschaftsjunioren Deutschland und der Bund Katholischer Unternehmer) auf die Suche nach Lösungsansätzen: Wie kann es gelingen, sich als gesellschaftlich verantwortliches Unternehmen im Ringen um begehrte Fachkräfte im Hinblick auf Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Von welchen Maßnahmen profitieren sowohl die Mitarbeitenden als auch die Pflegebedürftigen und das Unternehmen?
Von Mai 2011 bis Dezember 2012 fanden in Kooperation mit örtlichen Verbänden der Caritas und Diakonie dazu in Stuttgart, Karlsruhe, Lübeck, Köln und Berlin Veranstaltungen statt. Unter dem Titel "Attraktiver Arbeitgeber im Zeichen demografischen Wandels - Vereinbarkeit von Beruf und Pflege" förderten sie den Dialog zwischen gewerblichen Unternehmen und Einrichtungen der Pflegewirtschaft, sensibilisierten für das Thema Pflege und legten Grundsteine für zukünftige Kooperationen.
Es zeigte sich: Das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf steht noch am Anfang. Anders als bei den Themen Familie, Kinder, Elternzeit ist die Tatsache, dass Beschäftigte zukünftig auch in der Pflege ihrer Eltern, Lebenspartner und Angehörigen immer mehr gefordert werden, noch längst nicht in das Bewusstsein der Mitarbeitenden und der Führungskräfte vorgedrungen.
Volunteering, um das Bild von Pflege zu verändern
Dreißig Beispiele aus Unternehmen zeigen, wie sich Sichtweisen und Haltungen zur Pflege bei Menschen und damit auch im Unternehmen selbst verändern können. Die Mitarbeiter(innen) wurden beispielsweise freigestellt, um alte und pflegebedürftige Menschen zu einem Ausflug in den Zoo zu begleiten, ihnen im Heim vorzulesen oder die Gartenanlage eines Altenhilfezentrums mitzugestalten. Auszubildende in der Caritas-Sozialstation eröffneten sich durch die Begegnung mit Demenzkranken neue Lernfelder. Ein Auszubildender brachte dies anschaulich zum Ausdruck, als er seinen Einsatz in der Sozialstation damit kommentierte, hier Fähigkeiten und eine Zufriedenheit in der Begegnung mit Dementen zu erleben, die ihn persönlich und beruflich weiterbringe.
Den begonnenen Dialog zwischen Wohlfahrt und gewerblicher Wirtschaft gilt es fortzuführen, um daraus konkrete Handlungsmöglichkeiten herauszuarbeiten. Dazu gehören auch neue Dienstleistungen für Unternehmen und deren Mitarbeiter(innen). Diese könnten darin bestehen, die Vielfalt an Informationen zur Pflege für Unternehmen zu bündeln, sie in Betriebsversammlungen der Belegschaft zugänglich zu machen, Engagement von Unternehmensmitarbeiter(inne)n in Einrichtungen der Pflege zu ermöglichen, Sprechstunden in Unternehmen anzubieten, Beratungsangebote oder auch Servicehotlines vorzuhalten.
Dabei müssen Räder nicht neu erfunden werden. Unternehmensserviceangebote wie die der Caritas in Aachen (www.caritas-aachen.de, Stichwort "Caritas Unternehmensservice") können als Beispiel dafür dienen, wie Dienstleistungsangebote gerade für kleine und mittlere Unternehmen ausgestaltet werden können. Das Voneinander-Lernen, die Bildung regionaler Netzwerke zwischen Unternehmen und der verbandlichen Caritas als Konsequenz aus den Erkenntnissen der Veranstaltungen sind dabei sicher Schritte in die richtige Richtung.