Der Deutsche Caritasverband nimmt Abschied von Papst Franziskus, der am Ostermontag im 12. Jahr seines Pontifikats im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa schreibt:
"Als der Jesuit Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zum Papst gewählt wurde, machte er unmissverständlich seinen Namen zum Programm: Als erster Papst entschied er sich, den Namen des Heiligen Franz von Assisi anzunehmen. Mit der Heiterkeit seines Sonnengesangs, seiner Liebe zur ganzen Schöpfung und seiner radikalen "Option für die Armen" wollte Franziskus die Botschaft des Evangeliums in seine Zeit übersetzen.
Seine erste Reise führte den frisch gewählten Papst nach Lampedusa, wo er an die vielen Menschen erinnerte, die auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer ihr Leben verlieren. Unvergessen ist uns, mit welchem Ernst Franziskus angesichts des Elends der Flüchtlingslager die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" anprangerte. Damit war der Auftakt gemacht für ein Pontifikat, das geprägt war von einer unbedingten Zuwendung zu den Menschen am Rande der Gesellschaft. Franziskus holte sie in die Mitte, machte die gesellschaftliche Peripherie zum Zentrum seines Denkens und Handelns. Die "verbeulte" Kirche, "die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist," von der Franziskus zärtlich sprach, war der Gegenentwurf zur glanzvollen Kathedrale, die sich gegen die Nöte der Welt verschließt und die Nächstenliebe vergisst.
Papst Franziskus war ein Mann, bei dem Regeln und Formalitäten in den Hintergrund rückten, um die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Viel-leicht gerade deshalb blieben große dogmatische Änderungen weitgehend aus, wie sie von vielen Katholiken und Katholikinnen und ihren ökumenischen Freunden sehnlich erhofft wurden. Stattdessen plädierte Franziskus immer wieder für eine Haltung der Demut, der Solidarität und Barmherzigkeit. Durch Veränderungen der römischen Kurie schuf er Fakten, indem er zentrale Ämter mit Laien (Männern und Frau-en) und Personen aus den Ländern des Globalen Südens besetzte. Eine samaritanische und eine synodale Kirche waren für ihn komplementär - denn dass nicht immer die geweihten Priester die ersten sind, die dem Liebesgebot des Evangeliums folgen, hatte ihn das Beispiel des barmherzigen Samariters längst gelehrt.
2015 veröffentlichte Franziskus seine zweite Enzyklika "Laudato Si”. Sie steht in besonderer Weise für sein theologisches und politisches Erbe - ein Meilenstein, der das Zusammendenken von Klimafragen und sozialer Gerechtigkeit weltweit beförderte. Mit seiner Enzyklika rief er dazu auf, den "Schrei der Erde" und den "Schrei der Armen" zu hören und gemeinsam Verantwortung für das "gemeinsame Haus" zu übernehmen. Weltweit erzielte der mit diesem Appell und seinen nachfolgenden politischen Initiativen Erfolge - bis hinein in die Weltklimakonferenz von Paris.
In den letzten Jahren konnte auch Papst Franziskus die klimapolitische Stagnation nicht anhalten, die Leugner eines menschengemachten Klimawandels erhielten mindestens in den USA auch unter den Katholiken und Katholikinnen immer mehr Zustimmung. Die tiefen Spaltungen und Konflikte, die die Jahr 2024 und 2025 prägten, waren für Franziskus eine herbe Enttäuschung. Noch am Tag vor seinem Tod appellierte der Papst beim Urbi-et-orbi-Segen für den Frieden in der Welt, besonders in der Ukraine und im Heiligen Land, und kritisierte den verbreiteten Antisemitismus. Sein Bemühen um interkulturellen und interreligiösen Dialog, um Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung bleiben Auftrag für die Kirche von morgen und Ermutigung für die Caritas.
Ruhe in Frieden, Bruder Franziskus"