Seit vielen Jahren übernimmt der Deutsche Caritasverband bei entsprechenden Ereignissen mit den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen von Caritas international sehr erfolgreich Aufgaben der Katastrophenhilfe im Ausland. Künftig sind auch in Deutschland Vorsorgemaßnahmen, Strukturen und Kooperationen des Verbandes für den Katastrophenfall vorzuhalten. "Wir müssen die Krisenresilienz der sozialen Arbeit stärken," betont Eva M. Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, anlässlich des Jahrestages der Ahrtal-Flut.
"Extremwetterereignisse wie im Ahrtal katapultieren die Menschen von heute auf morgen in existenzielle Not. Wenn sich die Blaulichtorganisationen nach dem Noteinsatz aus den Aufräumarbeiten zurückziehen, können wir als Caritas übernehmen, um den Menschen beizustehen. Dafür brauchen wir effiziente und effektive Strukturen. So zeigen wir den Menschen, wir lassen Euch nicht allein", ist Welskop-Deffaa, bei ihrem Besuch im DiCV-Augsburg überzeugt.
Langfristig aufsuchende Beratung und Organisation Ehrenamtlicher sichern
Wie kann aufsuchende Beratung im Krisenfall aussehen? Wie kann die Caritas Knotenpunkt für die Organisation von Ehrenamtlichen bleiben? Wie kann das Angebot der Wohlfahrtspflege in diesen psychisch sozialen Belastungssituationen aufrechterhalten werden? "Wir brauchen eine gute und enge Kooperation mit Landkreis, Stadt und Kommune, damit verlässlich auch diejenigen von unserer Hilfe erreicht werden, die vor der Naturkatastrophe niemals bei der Caritas Hilfe gesucht hätten", unterstreicht Welskop-Deffaa.
Heilen traumatischer Erlebnisse nach Flut
Viele Menschen sind nach Flut-Katastrophen traumatisiert. Man müsse zu ihnen hingehen, von Tür zu Tür, weiß Sigrid Specht vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas in Neuburg-Schrobenhausen aus ihren Erfahrungen vor Ort. "Bei neuem Starkregen nach der Flut brechen viele vor lauter Verzweiflung und Angst zusammen. Und nicht alle wissen, wo sie Hilfe bekommen."
Nachfragen, hinhören, beraten und nachhaltig unterstützen - das trägt maßgeblich und langfristig zur Hilfe, zum Wiederaufbau und zu einer stabilen psychosozialen Situation der Menschen in den betroffenen Regionen bei. "Denn wir wissen, selbst wenn alles wieder getrocknet ist, ist die Flut im Leben vieler noch lange nicht vorbei. Auch drei Jahre nach der Katastrophe im Ahrtal braucht es nicht nur einen Wiederaufbau, sondern ein Heilen der Verletzungen solch traumatischer Lebenseinschnitte", unterstreicht Welskop-Deffaa.
Hintergrund
Die Caritas hat in den Katastrophengebieten 25 Caritas-Fluthilfebüros mit Fachpersonal, um unter anderem psychologische Beratungen, therapeutische Angebote oder Baufachberatungen anzubieten. Der Verband beteiligt sich an der Umsetzung der deutschen Resilienzstrategie, welche die Resilienz der Gesellschaft gegenüber Katastrophen steigern soll. Die Mitarbeitenden bilden den Dreh- und Angelpunkt der Caritas-Fluthilfe - nah an den Menschen vor Ort.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa besucht die bayerischen Flutgebiete. Im Bistum Augsburg sind zahlreiche Einrichtungen der Caritas selbst betroffen. Stellvertretend für viele zeichnete Frau Welskop-Deffaa einen jungen Mitarbeiter, Herrn David Imminger, mit der Dankmedaille der Caritas für sein beherztes Handeln in der Flutnacht aus: Die Mitarbeitenden haben überall vorbildlich dafür Sorge getragen, dass trotz des Ausfalls von Internet und Telefon, trotz überfluteter Erdgeschoss-Räume und vernichteter Lager die Versorgung der Klient_innen und Bewohner_innen aufrechterhalten werden konnte.