Großer Bahnhof im kleinen Emmendingen
Der 17. Februar ist für Kosovaren ein wichtiger Gedenktag. In diesem Jahr jährte sich zum fünften Mal jenes Datum, an dem ihre Heimat ein selbständiger Staat wurde. Zwar hatte das Kosovo schon seit 1999 unter UN-Verwaltung gestanden. Formal hatte es bis zum 17. Februar 2008 aber noch zu Serbien gehört. Seitdem leuchten die "Sterne Kosovas" auch in Emmendingen. So jedenfalls heißt ein Verein, den sieben Kosovaren in einem Wohnzimmer in der 26000-Seelen-Gemeinde nördlich von Freiburg 2008 gegründet hatten. Sie hatten sich anstecken lassen von der Euphorie und dem neuen Selbstbewusstsein, das die Staatsgründung ausgelöst hatte. Ihren Verein benannten sie nach der neuen kosovarischen Flagge: Die "Sterne Kosovas" sind ein Bekenntnis zur multiethnischen Zusammensetzung des neuen Landes. Ein deutliches Signal in dieser Richtung wollte auch die Exilgemeinde der Kosovaren in Deutschland aussenden.
Besonderen Glanz strahlten die Emmendinger "Sterne Kosovas" am zweiten Dezember 2012 aus. Es war ein Sonntagmorgen: Nicht nur Herr Xhakaliu, Botschafter der Republik Kosova in Deutschland, ergriff vor den 150 Gästen das Wort in einer Emmendinger Seniorenwohnanlage der Caritas. Es sprachen auch ein Bundestagsabgeordneter, der stellvertretende Botschafter Albaniens in Frankreich, ein Europaabgeordneter, der Landrat und der Oberbürgermeister. Das kosovarische Fernsehen filmte, wie sich die Gäste ins Goldene Buch der Stadt eintrugen. Der große Bahnhof für so viel Prominenz im kleinen Emmendingen verdankt sich einer weiteren Staatsgründung: Just hundert Jahre zuvor wurde Albanien unabhängig vom osmanischen Reich und gründete sich als eigener Staat: ein Grund zum Feiern für die albanisch sprachigen Gemeinschaften rund um den Globus.
In Deutschland lebt die weltweit größte von ihnen. Zu mehr als 90 Prozent stammen ihre Mitglieder aus dem Kosovo. Sie kamen als Arbeitsmigranten über den deutsch-jugoslawischen Anwerbevertrag von 1968 oder als Flüchtlinge seit den 1990-er Jahren. Dass so viele Amt- und Würdenträger zum Feiern ausgerechnet nach Emmendingen gekommen waren, kann als der verdiente Lohn für den beeindruckenden und erfolgreichen Weg einer Migrantenselbstorganisation gewertet werden - auch wenn dort nicht alles Gold ist, was glänzt. Aber innerhalb von vier Jahren hat der Verein regelmäßige Angebote für Frauen und Kinder, muttersprachlichen Unterricht in der Region sowie Tanz- und Theaterprojekte für Jugendliche initiiert und sich in entscheidender Weise als örtlicher Ansprechpartner für Kommune, Politik, Polizei und als Projektpartner für Wohlfahrtsverbände und Vereine etabliert, gepaart mit einer sehr aktiven Öffentlichkeitsarbeit, sowohl in den deutschen als auch albanisch sprachigen Medien.
Infos: www.sterne-kosovas.de