Familienpaten bringen Entlastung im Alltag
Das Projekt lief von 2010 bis 2013 und wurde vom Deutschen Caritasverband und 16 Diözesancaritasverbänden realisiert. Zentrale Anforderung an die 90 Standorte war der Aufbau einer ehrenamtlichen Unterstützung für "junge" Familien. Das Anliegen der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Evaluation war es, Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Ehrenamtlichen zur Entlastung, Begleitung und Unterstützung von Eltern im Feld Frühe Hilfen auszuloten.
Alltagsnahe Angebote stehen im Mittelpunkt
Unter den ehrenamtlichen Angeboten waren
- 74 Prozent Familienpatenschaften,
- 18 Prozent Offenen Treffs/ Elterncafés und
- 10 Prozent Mutter- Kind Gruppen.
Insgesamt bestehen an jedem Standort im Durchschnitt 1,4 Angebote, die mit Ehrenamtlichen realisiert werden. Die häufigste Kombination bilden Offene Treffs und Familienpatenschaften.
Als zentrale Aufgaben des ehrenamtlichen Dienstes kristallisierten sich niedrigschwellige alltagsnahe Angebote zur Entlastung und Unterstützung heraus, wie die stundenweise Kinderbetreuung, Gesprächspartnerschaften, Förderung von sozialer Interaktion, Einbindung in den sozialen Nahraum sowie die Hilfe bei Behördengängen.
Familien mit drei oder mehr Kindern überrepräsentiert
Zur Zielgruppe der Frühen Hilfen in der Caritas gehörten - im Sinne der Primärprävention - sowohl alle Familien, als auch Familien mit besonderen Belastungen (selektive Prävention). Entsprechend groß ist die Spannbreite der demographischen Daten der Eltern:
- 44 Prozent hatten drei oder mehr Kinder,
- 43 Prozent waren entweder verheiratet
- 43 Prozent waren Single oder alleinerziehend
- 68 Prozent sprachen Deutsch als Muttersprache
Das Durchschnittsalter lag bei 34 Jahren (Range von 21 bis 46 Jahren). 46 Prozent hatten eine Lehre oder sonstige Ausbildung absolviert, 31 Prozent waren ohne beruflichen Abschluss und 15 Prozent haben studiert.
Eltern fühlen sich sicherer im Umgang mit ihren Kindern
Die Mehrheit der Familien nahm Familienpatenschaften in Anspruch und bewertete diese als "sehr hilfreich". 96 Prozent würden das Angebot anderen Eltern weiterempfehlen. Die Eltern waren insbesondere sehr zufrieden damit, wie die Patin mit ihnen und ihren Kindern umgegangen ist und wie Patin und Familie zueinander gepasst haben. Bei einem Prä-Post-Vergleich zeigten sich deutlich positive Veränderungen bei Eltern, bezogen auf ihr Sicherheitsempfinden im Umgang mit den Kindern und bezogen auf Gefühle der Überforderung (bei der Alltagsbewältigung und im Umgang mit den Kindern).
Die Ehrenamtlichen sind fast ausschließlich Frauen
Auch bei den Ehrenamtlichen zeigte sich in den demographischen Daten eine große Spanne:
- 90 Prozent sind Frauen,
- 55 Prozent über 50 Jahre alt (Altersspanne von 20 - 71 Jahren),
- 84 Prozent sind verheiratet oder leben in einer Partnerschaft ,
- 75 Prozent haben eigene Kinder,
- 98 Prozent haben Deutsch als Muttersprache.
Auf der anderen Seite waren 15 Prozent aller Ehrenamtlichen jünger als 30 Jahre und 30 Prozent zwischen 30 und 50 Jahre alt. Groß ist auch die Spanne beim beruflichen Abschluss: 32 Prozent waren berufstätig, 24 Prozent in Rente; 20 Prozent Hausfrau und 17 Prozent in Ausbildung / Studium. Sozialberufe waren unter den Ehrenamtlichen mit 27 Prozent besonders häufig vertreten.
Auch Helfer brauchen Hilfe
Ähnlich wie die Eltern waren auch die Ehrenamtlichen mit ihrer Tätigkeit und den Kontextfaktoren (wie Abläufe und Strukturen oder Koordination der Ehrenamtlichen) des Projektes sehr zufrieden und fühlten sich von der Ehrenamtskoordination gut begleitet und wertgeschätzt. Nur wenige gaben an, sich vereinzelt überfordert gefühlt zu haben. Der Unterstützungsbedarf war bei den Ehrenamtlichen individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt (von sehr hoch bis gar nicht) und konzentrierte sich auf Fragen der Abgrenzung, der Rollendefinition und der Vernetzung/Austausch mit anderen Ehrenamtlichen.
Die Ehrenamtskoordination und passgenaue Hilfen sind der Schlüssel zum Erfolg
Die hauptamtliche Ehrenamtskoordination nimmt eine Schlüsselrolle ein. Ihre vielfältigen Aufgaben beziehen sich vor allem auf
- die Ehrenamtlichen (insbesondere Akquise und fachliche Begleitung),
- die Familien (insbesondere Koordination von Anfragen, Einschätzung des Unterstützungsbedarfs, Evaluation der Familienpatenschaften) sowie auf
- das Netzwerk und den sozialen Nahraum(insbesondere Kontaktpflege).
Durch ein qualifiziertes Matching trägt die Ehrenamtskoordination maßgeblich zur Zufriedenheit von Familien und Ehrenamtlichen und damit zum Gesamterfolg einer Familienpatenschaft bei. Die Passgenauigkeit von Angebot, Ehrenamtlichen und Familie wurde im Projekt hauptsächlich durch persönliche Gespräche der Ehrenamtskoordination mit den Beteiligten umgesetzt und insgesamt sehr positiv bewertet. Der Zugang zu den Familien gelang insbesondere durch den persönlichen Nahraum der Familien und durch das professionelle Netzwerk. Hier zeigte sich die gute Vernetzung, vor allem mit caritasinternen Diensten. Eine zentrale Rolle im Rahmen der Angebote und der Vernetzung hatten dabei die Schwangerschaftsberatungsstellen inne.