Viele Bistümer lassen Träger allein
In Pflegeeinrichtungen zeigt sich, wie dringend nötig, wie wertvoll Seelsorge ist, gerade auch für hochbetagte Menschen - und wie wenig die Kirche sie fördert. Der Fachverband VKAD vernetzt Mitarbeitende der Altenpflegepastoral und fördert den Austausch zu Best-Practice-Beispielen. Die Vernetzungstreffen zeigen: Eine Breite an seelsorglichen Angeboten für alte und pflegebedürftige Menschen ist längst nicht die Regel. Vielmehr ist die Realität geprägt von Sparmaßnahmen und Personalabbau. Der vielzitierte Anspruch der katholischen Kirche, Caritas sei "Kirche vor Ort", wirkt im Bereich der Seelsorge in Altenhilfeeinrichtungen oder in der ambulanten Versorgung wie eine Worthülse. Hier hat sich die Kirche in den letzten Jahrzehnten zurückgezogen. Das Einsparen vieler Personalstellen und das mehrjährige Aussetzen der Ausbildung von Gemeindereferent:innen haben eine Personalstruktur hinterlassen, die von Überalterung gekennzeichnet ist. In den nächsten Jahren gehen viele Hauptamtliche in den Ruhestand - können ihre Stellen angesichts der Personalmarktlage überhaupt wieder besetzt werden? Diese Frage lässt Einrichtungen allein mit einer Aufgabe, die ureigener Auftrag der Kirche sein sollte. Diese Entwicklung ist enttäuschend.
In einem Pflegealltag, der von Personalnot, emotionaler Belastung und der Konfrontation mit Krankheit und Tod geprägt ist, ist gerade seelsorgliche Begleitung ein wichtiger Anker. Einige Träger stellen inzwischen selbst Seelsorgende ein, die für die Bewohner:innen ebenso wie für die Mitarbeitenden da sind.
Doch selbst da, wo Pflegeeinrichtungen in Kooperation mit dem Bistum eigene Mitarbeitende zu "seelsorglichen Begleiter:innen" ausbilden, ist anschließend nicht immer für Träger eine anteilige Finanzierung der Stellen durch das Bistum gegeben. Statt also mit dem Bereitstellen von Ressourcen Verantwortung zu übernehmen, verlässt sich die katholische Kirche auf die Träger, die aus eigener Kraft Lösungen schaffen. Die Botschaft der Kirche an die Träger ist klar: Macht das mal allein.
Seelsorge ist keine nette Ergänzung, sie ist zentraler Bestandteil eines christlichen Profils. Diese Arbeit unterscheidet katholische Einrichtungen von reinen Dienstleistern. Es geht nicht nur um Gottesdienste: Bewohner:innen suchen Halt in schweren Momenten, Mitarbeitende brauchen Unterstützung, Angehörige suchen Trost. Höchste Zeit also, dass Kirche etwas tut!
Die Bistümer müssen Seelsorge für alte, pflegebedürftige Menschen als unverzichtbaren Bestandteil des "Kirche vor Ort"-Seins anerkennen und mit den Trägern ins Gespräch gehen. Es braucht ein klares Bekenntnis: Auch diese Seelsorge gehört zu den Kernaufgaben der Kirche, und ihre anteilige Finanzierung muss Standard sein.