Bildungsangebote werden modular
Modulare Bildungs- und Lernangebote bieten die Flexibilität, die für eine rasche Anpassung an sich verändernde (berufliche) Erfordernisse und für eine individuell biografische Lern- und Berufsentwicklung gleichermaßen gewünscht ist. Mit der Modularisierung von Qualifizierungen werden folgende Ziele verfolgt:
- die Förderung vertikaler und horizontaler Durchlässigkeit,
- die Vergleichbarkeit erworbener Qualifikationen und Kompetenzen auf nationaler und europäischer Ebene,
- der Erwerb von Teilqualifikationen bei gleichzeitiger Ausrichtung der einzelnen Qualifizierungsgänge auf eine Gesamtqualifikation,
- die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen und die Persönlichkeitsentwicklung,
- die Anrechnung formal, non-formal und informell erworbener Kompetenzen,
- die schnellere und leichtere curriculare Anpassung an Veränderungen in den (beruflichen) Handlungsfeldern.
Unterschiedlichkeit versus Vereinheitlichung
Die Bildungslandschaft im Bereich der Fort- und Weiterbildung zeigt ein heterogenes Gesamtbild. Abgesehen von den institutsbezogenen Fort- und Weiterbildungsangeboten zeigen beispielsweise landesrechtlich geregelte Weiterbildungsgänge im Bereich der Pflege (z. B. Pflegedienstleitung, Praxisanleitung) von Bundesland zu Bundesland große inhaltliche Unterschiedlichkeiten.
Module setzen zwingend träger- und betriebsübergreifend geltende Standards voraus. Die Festschreibung von Standards kann Bildungsqualität schaffen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der Qualifizierungsprozess für alle Bildungsinstitutionen und den Lernort Praxis zu vereinheitlichen ist und angewandte Lernformen, Methoden und Inhalte zu standardisieren und festzuschreiben sind.
Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen und Persönlichkeitsentwicklung
Für alle Bildungsangebote sind die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen und der Persönlichkeit (auch im Sinne der Ausprägung des beruflichen Selbstverständnisses) als eine prozesshafte Entstehung zu sehen. Bei modularen Bildungsangeboten müssen begleitend die gesamte Kompetenzentwicklung, Praxisnähe und Transferorientierung berücksichtigt werden. Wird der Prozess der Modularisierung ausschließlich als ein Baukastensystem von Einzelteilen verstanden und nicht im Sinne eines Ganzen, besteht die Gefahr, dass Bildungsangebote kein persönliches Entwicklungspotenzial für den einzelnen Teilnehmenden hervorbringen.