Bildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen
Zielgruppenadäquate Bildung ist immer das Ergebnis eines Kreislaufs von Bedarfsermittlung, Gestaltung von Bildungsprozessen, Transfer und Evaluation. Ein Spezifikum der Bildungsträger der Caritas stellt die Herausforderung dar, Bildungsangebote im Rahmen eines Trialog-Modells zu planen. In diesem Modell ergibt sich zielgruppenadäquate Bildung, wenn in den Planungsprozess neben Anbieter und Teilnehmer der Entsender (in der Regel der Dienstgeber) einbezogen wird:
Differenzierung der Zeitmodelle
Traditionelle Bildungszeiten korrelieren häufig mit den einrichtungsspezifischen Abläufen und Notwendigkeiten oder sind an einen absolvierten Arbeitstag anzuschließen. Je nach individueller Voraussetzung sowie Bedarfe der Organisationen können individuell abgestimmte Lernformate ganz unterschiedlich zugeschnitten sein. Für die einen sind sie durch größere Praxisnähe oder die Integration in die Erwerbsarbeit geprägt, für andere ist das selbstorganisierte Lernen zum Beispiel durch online-gestützte Verfahren geeignet und wiederum andere Personen befinden sich in einer Lebenssituation, in der das Lernen in Gruppen an formalisierten Bildungsorten das geeignete Angebot darstellt. Mitarbeitende entscheiden in Absprache mit ihrer entsendenden Organisation, wann und wo sie sich fortbilden wollen und dies am besten können. Sie haben die Chance, Beruf, Familie und Freizeit besser zu vereinen, wenn sie ihr Lernen selbst steuern und gestalten können. Dabei ist zu klären, inwiefern diese selbstbestimmten Lernzeiten als Arbeitszeit anerkannt werden. Auch für Menschen, die beruflich gerade pausieren, besteht die Chance, sich trotzdem kontinuierlich zu den von ihnen ausgewählten Themen fortzubilden und damit auch ihre berufliche Weiterentwicklung im Blick zu behalten.
Bildungsinstitutionen und der Lernort Praxis sind aufgefordert, ihre Bildungsangebote zu überprüfen und anzupassen, damit sie den Bedürfnissen und Möglichkeiten der jeweiligen Zielgruppe entgegenkommen und so die Voraussetzung für lebenslanges Lernen schaffen. Dabei sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen:
- Bildungsangebote müssen für die Zielgruppe finanzierbar sein. Je nach Lebenssituation ist es nicht immer möglich, auf Einkommen zu verzichten, um ein Bildungsangebot wahrzunehmen.
- Bildungsangebote müssen auch so konzipiert werden, dass sie begleitend zur Erwerbstätigkeit wahrgenommen werden können.
- Dienstgeber sind gefordert, Mitarbeiter(innen) bei lebenslangem Lernen durch flexible Arbeitszeitgestaltung, Teilzeitmodelle oder ggfs. Freistellung und die Übernahme der Kosten für Bildung und Anerkennungsverfahren zu unterstützen.
Flexible Bildungsangebote
In unserer Gesellschaft ist das Bild der zeitlichen Abfolge von Bildung und Erwerbstätigkeit tief verankert, was auch die Vorstellung von einer Ausbildung zu einem späteren Zeitpunkt im Lebensverlauf zunächst ausschließt. Neben der Möglichkeit, Ausbildungen in Teilzeit machen zu können, sollte der Aufbau von Bildungsangeboten grundsätzlich auf die Vereinbarkeit mit einer Familienverantwortung (für Frauen und Männer) überprüft werden. Bildungsangebote sind so aufzubauen, dass Lernende zu unterschiedlichen Zeitpunkten in das Bildungsangebot ein- und auch wieder aussteigen können. Modularisierung ist eine zentrale Voraussetzung hierfür. Dies eröffnet die Möglichkeit, dass der oder die Einzelne abhängig von der persönlichen Situation das eigene Lernen gestalten kann, wie es mit den persönlichen Verpflichtungen sowie mit den individuellen Voraussetzungen vereinbar ist. Speziell Frauen in Elternzeit sowie nach Rückkehr aus der Elternzeit sind zeitlich meist stark eingeschränkt. Dabei sollte es möglich sein, Lernen in individuellen Zeitfenstern zu gestalten.